Strom für's Quartier

Wie aufwendig / teuer ist es, seinen Solarstrom den Nachbarn weiterzuverkaufen - resp. mit ihnen zusammen eine Mini-Strom-Gesellschaft zu gründen um den Eigenverbrauch zu optimieren? Welche Geschäftsmodelle gibt es? Ab welcher Grösse - der Anlage, der Stromzentrale, etc lohnt es sich? Sind dafür grosse Anfangsinvestitionen erforderlich? Lässt sich ein Quartier nachrüsten oder müsste dies von Anfang an eingeplant werden?

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Die Best-Practice ist noch in Entwicklung. Vereinfachend - aber keineswegs zwingend - ist es, wenn der lokale Energieversorger die Chance erkennt - bzw. erkennt, dass er dran bleiben muss. Bei uns bietet das Stadtwerk an, weiter wie üblich die Stromrechnung zu versenden; es verrechnet weiter eine moderate Zählergebühr, doch im Hintergrund fliesst das Geld für den Solarstrom-Eigenverbrauch und den Überschuss an den PV-Eigentümer. Soweit scheint es mir am einfachsten, als “Zückerchen” für die Nachbarn den Solarstrom zum Niedertarif anzubieten - wenn der wie bei uns 19 Rp/kWh ist, sollte es aufgehen. Die Smart-Meter vom Stadtwerk können das differenziert abrechnen, die Teilnehmer warten mit der Wäsche nicht bis in die Nacht und erhöhen damit den Eigenverbrauch.

Genauso prüfenswert sind jedoch Lösungen von unabhängigen Anbietern wie smartenergylink.ch oder smart-me.com. Da hat der Energieversorger nur noch einen Zähler für die ganze Gemeinschaft, die Abrechnung funktioniert intern, z.B. über Nebenkosten. Aber manche Hausverwaltung scheut zusätzlichen Aufwand, und wenn es ein Quartier ist, muss jemand “glaubwürdiges” die Abrechnungsfunktion und das Inkasso organisieren… Vielleicht kann jetzt jemand eine Lanze für so einen unabhängigen Anbieter brechen - für uns schien die Umrüstung auf eigene Zähler zum teuer.

Wir haben eine Eigenverbrauchsgemeinschaft mit 5 kWp PV für 6 Mietern realisiert und setzen aktuell eine mit 26 kWp und 9 Stockwerkeigentümern um. Die Anschlussleistung der Teilnehmer darf maximal 10x höher sein als die PV-Leistung. Die Stockwerkeigentümer können die Investition unter sich aufteilen, anderseits kann auch ein externer Investor die PV-Anlage finanzieren und als Abrechnungs-Dienstleister auftreten. Viele Möglichkeiten, einiges zu diskutieren - deshalb geht’s so schnell nicht vorwärts.

Nachrüstung im Quartier… geht für angrenzende Parzellen (ohne öffentlichen Grund bzw. Strasse dazwischen). Gemäss Verordnung darf das bestehende Verteilnetz nicht benutzt werden - sie können neue Leitungen ziehen, oder sich vielleicht doch mit dem Stadtwerk auf eine käufliche Übernahme von bestehenden Leitungen einigen. Daher nochmals meine Einschätzung, dass es in Kooperation mit dem lokalen Energieversorger einfacher geht. Das war nicht das Ziel, aber wenn die Konkurrenz-Option von Dritten die Energieversorger zu “Mit-Innovation” anspornt, so ist das ja auch nicht nur schlecht.

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Die ETH als initiant plant ein vom BFE als Leuchtturm gefördertes Quartier-Strom Projekt in Walenstadt. Der Nachbar kann Solarstrom beziehen welches mit Blockchain Technologie verschlüsselt wird.
WWW.quartier-Strom.ch

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